Am 27.10.2021 hatte die Bürgermeisterin die Bürger in Gundernhausen zu einer Informationsveranstaltung über den geplanten Erweiterungsbau der Grundschule Gundernhausen eingeladen. Vor der Veranstaltung im Bürgerhaus bestand die Möglichkeit, dass WIR und alle interessierten Bürger sich vor Ort ein Bild von dem aktuellen Zustand der Grundschule machten.
Der Zustand der Schule war - erschreckend. Zweifelsohne müsste die Grundschule Gundernhausen dringend saniert, modernisiert und vergrößert werden. Die Provisorien mit Containern auf der Grünfläche vor der Schule sind schon viel zu lange im Gebrauch und für Kinder und Lehrer eine echte Zumutung. Knapp 170 Schüler besuchen aktuell die Schule. 39 Lehrkräfte plus Betreuerinnen und Hausmeister teilen sich eine einzige Toilette. Die Heizungsanlage ist defekt. Eine mobile Heizungsanlage im Schulhof versorgt die Schule mit Wärme. Dafür herrschen im Sommer in den Behelfspavillions auf dem Schulgelände teils über 40 Grad. Lagerraum für Lehrmaterialien gibt es nicht, weshalb das Lehrerzimmer an den Wänden bis zur Decke damit vollgestopft ist. Ausreichend Platz für die Umsetzung der vielen tollen pädagogischen Ideen, wie sie die Schulleiterin Frau Scholz und ihre Konrektorin Frau Lang bei der Veranstaltung präsentierten, gibt es nicht. Die Betreuung, der Pakt für den Nachmittag, an dem die Schule inzwischen teilnimmt, kann unter den gegebenen Umständen nur mit größter Mühe bewältigt werden.
Schulträger ist der Landkreis Darmstadt-Dieburg. Schon lange, sogar schon in der Schulzeit unserer Bürgermeisterin, die als junge Elevin in Pavillions auf dem Kerbplatz habe büffeln müssen, wie sie im Bürgerhaus berichtete, musste an der Gundernhäuser Schule der Mangel verwaltet werden. In 2016 wurde sich der Kreis der schwierigen Lage gewahr und wurde wohl auch tätig. Jedoch mit bislang wenig Erfolg. Der Flickenteppich an Behelfsmaßnahmen hat die Situation - wenig überraschend - nicht nachhaltig bessern können. Inzwischen ist die Lage desaströs für das gesamte Gebäude. Ohne schnelle und weitgreifende Abhilfe droht den jungen ABClern im Schuljahr 2022/2023 gar die Umlenkung auf andere Schulen im Kreis. So die Drohkulisse des 1. Beigeordneten des Landkreises.
Doch was ist die Lösung?
Der Landkreis, bei der Informationsveranstaltung vertreten durch den 1. Beigeordneten Lutz Köhler, ließ ausführen, dass nur auf dem Kerbplatz die schnelle, ultimative und alternativlose Lösung
verwirklicht werden könne. Ein Erweiterungsbau - doppelstöckig in massiver Holzmodul Container Bauweise solle innerhalb eines Jahres errichtet werden. Wieder abbaubar sei der auch. Luftig und
leicht würde das Lernen dort sein. Vor allem eine neue Mensa würde dort entstehen. Zwar nur drei neue Klassenräume, aber das sei ausreichend.
Das war für die anwesenden Bürger nur schwer zu verstehen, hatte doch die Bürgermeisterin bei ihren einleitenden Worten noch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass noch nichts entschieden sei. Dennoch waren gleich zwei Mitarbeiter der bauausführenden Firma werk.um anwesend.
Fragen hatten die Bürger viele. Waren WIR schon überwältigt gewesen von der regen Teilnahme an der Veranstaltung, so haben uns die fundierten Fragen und die vielen guten alternativen Ideen der Bürger davon überzeugt, dass es nicht Bürgerwille ist, dass das vom Kreis geplante neue Provisorium auf und zu Lasten der vielgeliebten Kerbwiese entstehen soll. Gäbe es kein Ausweichgrundstück an anderem und besseren Ort? Nein, ein solches gäbe es nicht. Die Bemühungen von Landkreis und Gemeinde, ein solches zu erwerben, seien in 2016 (!) erfolglos geblieben. Außerdem plane der Kreis bereits drei andere neue Grundschulen und Mittel für einen weiteren Neubau seien nicht verfügbar.
Es entwickelte sich eine lebhafte und kontroverse Diskussion über Alternativen, mit der die Akteure aus dem Kreis und auch unsere Bürgermeisterin wohl nicht gerechnet hatten. Letztendlich versprach man aber den versammelten Bürgen, dass die gemachten Vorschläge nun geprüft würden und weiterer Diskussionsbedarf durchaus bestehe. Folgerichtig kamen die anwesenden Mitarbeiter der Baufirma auch nicht zu Wort.
Die Problematik an der Sachlage ist, dass mit der anvisierten schnellen Lösung die Probleme der Schule gar nicht schnell gelöst werden können. Die drei im Neubau geplanten neuen Klassenräume finden sich bereits in dem bestehenden Container Provisorium auf der Kirchwiese. Auch die vielen konzeptionellen pädagogischen Ideen würden mitnichten ihre Umsetzung in dem vom Landkreis präsentierten Neubau finden. Man habe sich auf das Notwendigste beschränkt, hieß es auf entsprechende Nachfrage. Im Klartext: Die Schule bliebe auch mit der Erweiterung weiterhin zu klein. Es wäre jedenfalls noch das Altgebäude zu sanieren und zu erweitern. Wann - und im Hinblick auf die angespannte Finanzlage im Landkreis - ob die weiteren Baumaßnahmen aber tatsächlich begonnen werden können, dass ist derzeit völlig unklar.
Die Lage der Schule ist mehr als prekär. Hiervon hat sich unser Bürgermeisterkandidat Norman Zimmermann im Nachgang zu der Veranstaltung in einem gesonderten Termin mit den beiden Schulleiterinnen überzeugen können. Lösungen müssen her, aber lieber echte und nachhaltige als nur schnelle und unüberlegte, für deren Umsetzung die Gundernhäuser Bürger das einzigartige Ambiente ihrer grünen Ortsmitte opfern müssten, ohne dass dafür wirklich etwas gewonnen wäre.
WIR hoffen deshalb, dass die Bürgermeisterin zu ihren Worten aus der Versammlung steht: "Es ist noch nichts entschieden!"
Zur Kostenlast für den Landkreis sei noch angemerkt, dass im Darmstädter Echo am 08.11.2021 zu lesen war, dass der Kreis die jährlichen Investitionen von 34 auf 80 Mio. € erhöhen will. Es fragt sich nur aus welchem Säckel? In den Jahren zuvor hatte man die Ausgaben für Bildung immer weiter gekürzt und reduziert und bei einem stark defizitären Haushalt im Kreis ist mehr als fraglich, woher das Geld nun kommen soll.
WiR - Wir in Roßdorf e.V.
Matthias Monien
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